Modular Learning im Onboarding: In 5 Schritten zum gelungenen Schulungskonzept – ein Praxisbeispiel
Modular Learning meint zunächst einmal nur die Aufteilung eines großen Kurses in einzelne Abschnitte oder Module. Jedes Modul hat dabei sein eigenes Lernziel. Diese Aufteilung in kleinere Einheiten bringt viele Möglichkeiten und Vorteile für Sie als Organisation und Ihre lernenden MItarbeiter*innen mit sich.
Mit diesem Artikel möchte ich Ihnen anhand eines Praxisbeispiels eine Orientierungshilfe geben, wie Sie Modular Learning in Ihrer Organisation etablieren können und aufzeigen warum Sie davon profitieren.
Kurz zusammengefasst sind die Vorteile:
- Module lassen sich frei kombinieren und führen so zu individualisiertem Lernen
- Mehr Lernende bekommen Zugang zu den Lerneinheiten (selbstbestimmtes Lernen)
- Module lassen sich zum gleichen Thema auf verschiedenen Niveaus gestalten (bspw. ohne Vorkenntnisse, mit Vorkenntnissen, Expertenlevel)
- Kleinere Einheiten lassen sich einfacher aktuell halten.
- Kleinere Einheiten lassen sich einfacher in ein anderes Schulungsformat (teil-)überführen
- Ihre Lernenden sind zufriedener und leistungsfähiger
Betrachten wir dies anhand eines Praxisbeispiels. Nehmen wir an, Sie sind Besitzer einer Pizzeria und wollen neue Mitarbeiter einstellen. Anhand von Onboarding lassen sich die Vorteile von Modular Learning besonders gut zeigen. Denn die Vorkenntnisse von Menschen, die neu in eine Organisation kommen, sind häufig sehr unterschiedlich. Das betrifft zum einen die Ausbildung und die Erfahrung in dem Bereich, in dem sie eingesetzt werden sollen, aber auch die allgemeine Berufs- und Lebenserfahrung. Auf der anderen Seite gibt es einige Dinge, die alle neuen Mitarbeiter*innen wissen sollten. Modular Learning ermöglicht das Onboardingprogramm individuell auf die Teilnehmer*innen abzustimmen und gleichzeitig die Vorteile des gemeinsamen Lernens zu nutzen.
Schritt 1: Legen Sie die Zielgruppen und Lernziele fest
Zielgruppen
Überlegen Sie sich zunächst Personas für die Mitarbeiter*innen, die bei Ihnen in der Organisation neu anfangen.
Um das hier anschaulich darstellen zu können, gehen wir davon aus, dass Sie nur eine Position haben, für die Sie das Onboardingprogramm zusammenstellen wollen: Pizzabäcker*in.
Als Personas hätten Sie dann beispielsweise:
Suchen Sie für Ihre Organisation neue Mitarbeiter*innen für komplexere Jobrollen, ist es ratsam Personas nicht nur für die Erfahrungslevel ohne Vorkenntnisse, mit Vorkenntnissen und Expertenlevel festzulegen, sondern zusätzliche Personas mit anderen Qualifikationen und Eigenschaften wie was motiviert, frustriert diese Persona, welche Fähigkeiten und Kompetenzen hat sie.
Lernziel
Überlegen Sie dann welche Fähigkeiten, welches Wissen und welche Kompetenzen Sie von Ihren Pizzabäcker*innen erwarten.
- Fähigkeiten könnten Dinge wie das Ansetzen eines Pizzateiges oder das Vorbereiten des Arbeitsplatzes sein.
- Notwendiges Wissen sind beispielsweise die Hygieneregeln, Datenschutzgesetze oder was im Krankheitsfall zu tun ist.
- Konstruktiver Umgang mit Stress oder Teamleitungskompetenzen wären mögliche Kompetenzen für Ihr Team.
Leiten Sie davon Lernziele für Ihre Teilnehmer*innen ab. Was müssen / sollten / könnten Ihre Mitarbeiter*innen nach dem Onboarding wissen oder können.
Dabei können das für verschiedene Hierarchieebenen auch unterschiedliche Lernziele sein. Planen Sie beispielsweise, dass Linda eine Chefkochrolle übernehmen soll, benötigt sie zusätzliche Kompetenzen im Anleitungs- und Softskillbereich.
Schritt 2: Legen Sie die Module fest
Wie komme ich vom Lernziel zum Lerninhalt für ein Modul?
Aus den Lernzielen können Sie im nächsten Schritt den Schulungsbedarf und die daraus resultierenden Lerninhalte ermitteln.
Für die angehenden Pizzabäcker*innen wäre ein Lernziel: Den Pizzateig nach Nonnas (Großmutters) geheimen Rezept herstellen zu können.
Annika hat noch gar keine Erfahrung, Mario und Linda haben Pizzateig bereits für andere Restaurants gefertigt. Unsere Personas haben also unterschiedlich große Wissenslücken (Gaps), die durch die Schulung geschlossen werden sollen.
Die größte Lücke hat Annika: Sie müsste mit der Warenkunde und der grundsätzlichen Herstellung eines Pizzateigs beginnen. Im zweiten Schritt müsste sie erlernen, wie große Mengen von Nonnas Pizzateigs hergestellt werden und im dritten Schritt wie der Pizzateig frisch gehalten werden kann.
Mario und Linda kennen sich mit den Zutaten und allgemeiner Pizzateigzubereitung bereits aus. Sie müssten demnach beim zweiten Schritt einsteigen, dem Erlernen von Nonnas Pizzateig.
Wurde der Schulungsbedarf auf diese Weise ermittelt, sind die Gemeinsamkeiten und Unterschiedlich deutlich zu erkennen.
Entscheiden Sie sich für die optimale Vermittlung Ihrer Lerninhalte
Bei der Vermittlung kommt es auf die Wahl des richtigen Formats an. Dabei können Sie für größere komplexe Module auch einen Formatmix wählen. Natürlich kann es auch sinnvoll sein, für einen Lerninhalt alternative Formate zur Verfügung zu stellen, um den Lernenden die Möglichkeit zu geben, sich das Wissen selbstbestimmt anzueignen. Jedes Modul sollte ein Lernziel haben und aus einer Einleitung, einer Wissensaneignungsphase und einer Überprüfung am Ende bestehen.
Für die Teigherstellung oder auch das Erlernen von Nonnas Pizzateig ist eine praktische Anwendung mit theoretischer Einführung sinnvoll.
Mehr zu diesem Thema finden Sie in unserem Blogartikel: „Blended Learning: In 5 Schritten zum gelungenen Schulungskonzept“. Hier gibt es auch ein kurzes Erklärvideo, das zeigt, was bei der Wahl des Formats berücksichtigt werden muss.
Schritt 3: Stellen Sie Ihr Modular Learning Schulungskonzept zusammen
Fragen Sie sich nun, welche Module für welche Persona benötigt werden, damit sie optimal ausgebildet ist, um in Ihrer Pizzeria als Pizzabäcker*in anzufangen. Hinterfragen Sie noch einmal, ob alle Lernziele, die Sie in der Vorbereitung mit „müssen sie können / wissen“ gekennzeichnet haben, durch die Module abgedeckt sind.

Durch diese Zuordnung und Kennzeichnung sehen Sie, welche Teile des Onboardings Sie für alle neuen Mitarbeiter*innen organisieren können und welche Teile speziell für eine bestimmte Jobrolle bzw. ein Erfahrungslevel bereitgestellt werden müssen.
Tipp: Nutzen Sie diese Übersicht auch noch einmal zur Evaluierung der gewählten Formate. Für Module, die von allen Mitarbeiter*innen besucht werden müssen, bietet sich die digitale Vermittlung – zumindest als Alternative – an.
Optimieren Sie Ihr Programm
Zusätzlich sollten Sie nun noch Faktoren beachten, die die Zusammenstellung Ihrer Onboardingprogramme beeinflussen könnten:
- Logistik: Lassen sich die Wege für die Teilnehmer*innen optimieren? Sollten Online- und Präsenzzeiten im Block absolviert oder aufgeteilt werden?
- Flexibilität: Wie groß ist die zeitliche Flexibilität einzelner Module? Muss evtl. ein anderes / ein alternatives Format angeboten werden, damit die Teilnehmer*innen das Modul im Zeitrahmen absolvieren können?
- Selbstbestimmung: Planen Sie, wenn möglich, Phasen des selbstbestimmten Lernens ein. So haben die Lernenden Kontrolle über ihr persönliches Onboarding. Das steigert die Motivation und Merkfähigkeit.
Tipp: An dieser Stelle haben Sie einen guten Überblick über die Synergieeffekte, die Ihr Modular Learning Konzept erzeugt. Sie sehen, wie viele Module vom gemeinsamen Lernen profitieren und welche Kapazitäten Sie damit evtl. einsparen können. Stellen Sie diese Daten zusammen, um Ihr Management von Ihrem Konzept zu überzeugen.
Schritt 4: Prüfen Sie die Machbarkeit Ihres Onboardings
Bevor Sie nun mit der Umsetzung starten, prüfen Sie zunächst die Machbarkeit Ihres Konzeptes in Ihrer Organisation:
- Ressourcen der Teilnehmer*innen: Haben die neuen Mitarbeiter*innen die Zeit und das nötige Equipment für die Teilnahme am Modular Learning Programm?
- Kompetenzen für die Teilnahme: Können sie beispielsweise mit einer Lernplattform umgehen?
- Equipment: Steht ihnen die nötige Hard- und Software zur Verfügung? Wie können Sie diese beschaffen?
- Ressourcen für das Programm: Hierfür brauchen Sie unbedingt eine realistische Berechnung.
Wie bekommen Sie die Ressourcen?
Tipp: Suchen Sie sich für Ihr Vorhaben Unterstützung in der Chefetage (Executive Sponsor).
Mögliche Ressourcen, die benötigt werden könnten:- Arbeitszeiten von Abteilungen für geplante On-the-Job Trainings,
- Budget für externe Leistungen oder Expertise zu bestimmten Themen?
- Weiterbildungskultur: Verfügt Ihre Organisation über eine passende Weiterbildungskultur, d. h. ist es realistisch, dieses Modular Learning Konzept mit festgelegtem Zeitplan und Aufwand durchzuführen?
Sie haben im Rahmen der Machbarkeitsprüfung festgestellt, dass Teile ihres geplanten Onboardings nicht umsetzbar sind? Justieren Sie nach! Manchmal ist die zweitbeste Lösung besser als keine.
Tipp: Begleiten Sie die Umsetzung ihres Konzeptes / Programms mit einer internen Marketingkampagne. Alle Stakeholder sollten über den neuen Onboardingprozess informiert und bestenfalls begeistert sein. Sie sollten wissen, was von Ihnen erwartet wird. Eine Schlüsselrolle kommt dem Management der neuen Mitarbeiter*innen zu: Sie sollten das Onboardingprogramm unterstützen und entweder selbst als Ansprechpartner*innen dafür zur Verfügung stehen oder einen solchen benennen – beispielsweise einen Mentor oder eine Mentorin.
Schritt 5: Evaluieren Sie Ihr Modular Learning Konzept
Haben Sie Ihr Modular Learning Programm zusammengestellt, vergessen Sie nicht, es auch zu evaluieren.
- Welche Vorteile bietet Ihr neues Modular Learning Konzept gegenüber dem vorherigen Onboardingprozess?
- Welches Feedback bekommen Sie von Ihren neuen Mitarbeiter*innen?
- Profitieren Sie vom gemeinsamen Lernen?
- Klappt die Koordination?
Durch diese Evaluation können Sie zum einen nachjustieren, wenn ein Teil Ihres Programms (noch) nicht so rund läuft oder erfolgreich ist. Zum anderen haben Sie die Möglichkeit, Ihrem Management Zahlen vorzulegen, die es von einer Investition in Ihr Programm überzeugen wird.
Das Aufteilen des Lerninhalts auf Module bietet viele Vorteile. Ihre neuen Mitarbeiter*innen bekommen genau das Onboarding, das sie benötigen, um gut in Ihrer Organisation starten zu können. Die Module bieten Ihnen den optimalen Formatmix für einen nachhaltigen Erfolg. Darüber hinaus bieten die Module auch eine größere Vernetzungsmöglichkeit. In verschiedenen Modulen lernt man andere Neueinsteiger*innen kennen, denen man bei einem klassischen spezialisierten Onboardingkurs nicht (virtuell) begegnen würde.
Module bieten auch Möglichkeiten nach dem Onboarding. So können Lernpfade für Weiterentwicklungen passgenau abgestimmt werden oder Performancemanagement genau da angreifen, wo der / die Mitarbeiter*in Unterstützung benötigt.
Wie gut sich Modular Learning in Ihre Organisation einfügen lässt, hängt, wie schon bei den bereits besprochenen Blended und Social Learning Konzepten, von der vorherrschenden Weiterbildungskultur und -infrastruktur ab. Und natürlich muss Ihr Konzept aus den passenden Modulen bestehen. Bedenken Sie, dass eine gute Betreuung der Lernenden auch während der Schulungsmaßnahme erforderlich sein kann.
Beachten Sie all das, erhalten Sie ein flexibles und passgenaues Programm für Ihr Onboarding und Ihre Weiterbildung und damit zufriedene, leistungsfähige Mitarbeiter*innen.
Wünschen Sie eine weitergehende individuelle Beratung?
Dann kontaktieren Sie uns gerne!
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