Lernzielkontrollen im E-Learning: In 4 Schritten zum gelungenen Wissenstest
Ein paar Klicks – und schon haben Lernende ein E-Learning absolviert. Aber haben sie die Inhalte auch verstanden und können sie in der Praxis anwenden? Lernzielkontrollen im E-Learning dienen dazu, genau das zu überprüfen. Im Folgenden erfahren Sie, wie Sie das Wissen der Lernenden passgenau testen.
Warum braucht man Lernzielkontrollen im E-Learning?
Räumliche und zeitliche Flexibilität, Anpassung der Lerngeschwindigkeit an das eigene Lerntempo, Auffrischung des Wissens durch erneutes Anschauen – die Vorteile von E-Learnings liegen auf der Hand. Unkomplizierter lässt sich Wissen kaum aneignen. Nicht umsonst nutzen daher viele Unternehmen E-Learnings zur Schulung der Mitarbeiter.
Aber erreichen die Teilnehmer mit dem Absolvieren eines E-Learnings automatisch die Lernziele? Nicht unbedingt! Denn E-Learnings verleiten manche Teilnehmer dazu, sich schnell durch das Training zu klicken. Diese Teilnehmer haben den Eindruck, die Lerninhalte zu verstehen und den Lernstoff zu beherrschen. Die Realität sieht dann allerdings anders aus! Beim schnellen Klicken erfassen sie die Inhalte nur oberflächlich und können sie folglich in der Praxis nicht anwenden.
Wenn Sie Ihre Mitarbeiter mithilfe von E-Learnings schulen, müssen Sie also irgendwie überprüfen, ob sie die gewünschten Lernziele erreicht haben. Dafür sind Lernzielkontrollen ein geeignetes Instrument.
So entwickeln Sie passgenaue Lernzielkontrollen für Ihr E-Learning!
Mithilfe von Lernzielkontrollen erfahren Sie, ob die Teilnehmer die Lerninhalte verstanden haben und bei der täglichen Arbeit anwenden können. Ihre Mitarbeiter werden durch die Testfragen veranlasst, sich erneut mit den Inhalten auseinanderzusetzen. Außerdem können sie eventuell vorhandene Wissenslücken schließen. All das gelingt aber nur, wenn die Lernzielkontrolle sorgfältig auf die Zielgruppe und die Lernziele zugeschnitten ist. Hier verraten wir Ihnen ein paar Tipps und Tricks, wie Sie dazu vorgehen.
1. Definieren Sie die Lernziele.
Beginnen Sie jede Lernzielkontrolle mit der Definition der Lernziele. Nur wenn Sie präzise festlegen, was die Teilnehmer im E-Learning lernen sollen, können Sie dazu passende Lernzielkontrollen entwickeln. Achten Sie bei der Auswahl der Lernziele darauf, Ihre Zielgruppe weder zu unterfordern noch zu überfordern. Denn beides führt leicht zu Frustration.
Wie definieren Sie aber die Lernziele? Es gibt zahlreiche unterschiedliche Theorien, die sich mit Lernzielen sowie deren Strukturierung beschäftigen. Besonders verbreitet ist die Taxonomie von Benjamin Bloom:

Mithilfe dieser Strukturierung lassen sich Lernziele sehr einfach handhaben: Sie sind in verschiedene Stufen aufgegliedert, die aufeinander aufbauen. Lernziele einer Stufe umfassen jeweils auch die Lernziele der untergeordneten Stufe.
Dies zeigt das folgende Beispiel aus einem E-Learning zum Thema Informationssicherheit:
- Lernziel 1:
Die Lernenden kennen die vier Stufen (öffentlich, intern, vertraulich, geheim) der Klassifizierung von Informationen. Erinnern - Lernziel 2:
Die Lernenden können die Klassifizierungsstufen erklären. Verstehen - Lernziel 3:
Die Lernenden nutzen ihr Wissen über die Klassifizierung von Informationen, um Dokumente der richtigen Stufe zuzuordnen. Anwenden
Sie erkennen den hierarchischen Aufbau der Lernziele sofort: Lernende können beliebige Dokumente nur dann richtig zuordnen, wenn sie die Klassifizierungsstufen kennen und erklären können.
Beachten Sie: Wählen Sie Ihre Lernziele vorzugsweise aus den Bereichen Erinnern, Verstehen und Anwenden. Warum? E-Learnings arbeiten in der Regel mit automatisierten Testverfahren. Dabei wählen die Lernenden die richtige Lösung aus vorgegebenen Antwortmöglichkeiten, beispielsweise in einem Multiple-Choice-Test. Solche Quizformate sind für die ersten Lernzielstufen gut geeignet.
Höhere Lernziele wie Analysieren, Beurteilen und Erschaffen erfordern dagegen ein komplexes, übergeordnetes Denken, das sich mit automatisierten Tests kaum überprüfen lässt. Hier sind andere Formate besser geeignet, beispielsweise Rollenspiele im Rahmen einer Präsenzschulung.
2. Formulieren Sie zu jedem Lernziel eine passende Fragestellung.
Achten Sie darauf, mit leichten Fragen zu beginnen und den Schwierigkeitsgrad zu steigern. Warum das wichtig ist, sehen Sie an diesem Beispiel:
Nehmen Sie einmal an, das E-Learning zur Informationssicherheit enthält nur eine Frage zu Lernziel 3, testet also ausschließlich das Anwendungswissen. Welche Schlüsse können Sie dann aus der Antwort der Teilnehmer ziehen? Beantworten sie die Frage falsch, wissen Sie nicht, ob das grundlegende Verständnis der Klassifizierungsstufen fehlt oder ob die Lernenden es nur nicht anwenden können. Ähnliches gilt für die richtige Beantwortung: Die Anwendung scheint der Teilnehmer zu beherrschen. Aber kennt er die Klassifizierungsstufen und kann sie erklären? Das erfahren Sie nicht.
Um Lernprobleme zu identifizieren, sollten Sie daher immer zunächst Fragen zu untergeordneten Lernzielstufen stellen. Die Auswertung gibt Ihnen dann Aufschluss darüber, wo die Teilnehmer Schwierigkeiten haben. Dieses Wissen können Sie für weitere Module oder Verbesserungen des bestehenden Trainings nutzen.
3. Legen Sie das Quizformat fest.
Wahrscheinlich fallen Ihnen als erstes klassische Multiple-Choice-Fragen für Ihre Fragestellung ein. Das ist ein guter Ansatz, die meisten E-Learning-Tools können aber viel mehr als das! Unterschiedliche Quizformate halten die Konzentration der Lernenden aufrecht und motivieren sie. Außerdem fordern sie die Teilnehmer, sich fundiert mit jeder Fragestellung auseinanderzusetzen. Seien Sie also ruhig kreativ und variieren Sie die Quizformen.
Wie das geht, veranschaulicht ein Beispiel aus dem E-Learning zur Informationssicherheit:
- Lernzielkontrolle 1: Erinnern

- Lernzielkontrolle 2: Verstehen

- Lernzielkontrolle 3: Anwenden

Der Wissenstest überprüft hier das Erreichen der Lernziele vom Leichten zum Schwierigen: Erinnern – Verstehen – Anwenden. Dank der unterschiedlichen Quizformate bleibt die Aufmerksamkeit der Lernenden erhalten. Der Kontext bei Lernzielkontrolle 3 hilft den Teilnehmern zudem, sich in die Situation hineinzuversetzen. So fällt es ihnen im Anschluss leicht, sich selbst entsprechend zu verhalten.
Beachten Sie: Es gibt viele unterschiedliche Quizformen, die Sie sehr variabel einsetzen können. Anregungen und Inspirationen dazu finden Sie in unserem Artikel über Quizformate im E-Learning.
4. Entwickeln Sie die Inhalte.
Erst wenn Sie die Lernziele definiert und die zugehörigen Lernzielkontrollen entwickelt haben, sind die Inhalte an der Reihe! Vermitteln Sie den Lernstoff vollständig und verständlich. Nur dann können die Lernenden die Lernzielkontrolle erfolgreich absolvieren.
Erfüllt die Lernzielkontrolle ihren Zweck?
Wenn Sie die beschriebene Vorgehensweise befolgen, haben Sie den Grundstein für eine effektive Lernzielkontrolle gelegt. Aber erfüllt der Wissenstest seinen Zweck? Woher wissen Sie, ob die Lernenden tatsächlich alle gewünschten Lernziele erreicht haben? Um das herauszufinden, sollten Sie das Ergebnis der Lernzielkontrolle auswerten, wenn einige Teilnehmer das Training absolviert haben.
Die Auswertung erfordert einen gewissen Aufwand, der sich aber für Sie und die Lernenden lohnt! Prüfen Sie für jede einzelne Frage, wie viel Prozent der Teilnehmer sie richtig bzw. falsch beantwortet haben. Beantworten die Teilnehmer eine Frage mehrheitlich falsch und wählen vielleicht sogar häufig dieselbe falsche Antwort, ist das immer ein Alarmsignal: Hier ist etwas schiefgelaufen! Das kann verschiedene Gründe haben:
- Die Fragestellung ist missverständlich oder zu kompliziert.
- Die Antwortmöglichkeiten sind nicht eindeutig formuliert.
- Die Lerninhalte, die der Frage zugrunde liegen, werden im E-Learning nicht verständlich erklärt.
Gehen Sie Ihr E-Learning sorgfältig durch und überlegen Sie dann, wie Sie es verbessern können. Feilen Sie an den Formulierungen und nehmen Sie die Vermittlung der Lerninhalte kritisch unter die Lupe. So stellen Sie sicher, dass die Lernenden die Inhalte nicht nur kurzfristig verstehen, sondern auch verinnerlichen und in der Praxis anwenden können.
Lernzielkontrollen sichern nachhaltigen Lernerfolg
E-Learnings bieten Ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, sich Wissen wann und wo sie wollen in ihrem eigenen Lerntempo anzueignen. Bei der Planung von Weiterbildungs- und Schulungsmaßnahmen sollten Sie daher auch E-Learnings berücksichtigen. Überlegen Sie genau, welche Lernziele Sie vermitteln wollen – und können! Wenn Sie darüber hinaus passgenaue Lernzielkontrollen entwickeln und das E-Learning systematisch evaluieren, steht einem nachhaltigen Lernerfolg Ihrer Mitarbeiter nichts im Wege.
Sollten Sie Fragen zur Entwicklung von Lernzielkontrollen haben oder eine weitergehende und individuelle Beratung wünschen, kontaktieren Sie uns gerne. Wir freuen uns auf Sie.