LEARNTEC 2020: Das sind unsere Erkenntnisse!
Wer auf der Suche nach Informationen, Input sowie neuesten Entwicklungen und Trends rund um das Thema digitales Lernen ist, der ist bei der LEARNTEC in Karlsruhe richtig. Die Bildungsmesse informiert umfangreich über digitales Lernen in Schule, Hochschule und Beruf. Drei Tage lang präsentierten sich Ende Januar insgesamt 411 Aussteller aus 17 Ländern.
Wie schon in den beiden Vorjahren, waren wir auch in diesem Jahr wieder auf der LEARNTEC unterwegs. In diesem Blogartikel möchten wir Ihnen vorstellen, welche Erkenntnisse wir von der diesjährigen Messe mitnehmen.
LEARNTEC Erkenntnis #1: Virtual Reality eröffnet neue Lernmöglichkeiten
Im Fokus der LEARNTEC 2020 stand der Bereich Virtual und Augmented Reality. Dies spiegelte sich in der im Vergleich zum Vorjahr deutlich gewachsenen Ausstellungsfläche ebenso wider wie im Messe- und Kongressprogramm. Zahlreiche Vorträge beschäftigten sich mit dem Einfluss und den Auswirkungen von Virtual Reality auf digitales Lernen.
Im Vortrag „Lernstrategien für den Einsatz von VR/AR in der beruflichen Bildung“ wurde deutlich, dass Virtual und Augmented Reality die aktuellen Lernformate erweitern, sie aber nicht ersetzen können. Der Einsatz dieser Techniken zum Lernen bietet insbesondere dann einen Mehrwert, wenn diese Lernform etwas bietet, was mit anderen Mitteln nicht möglich ist. Das kann zum Beispiel sein:
- Dinge erleben, die es (noch) nicht gibt oder die nicht zugänglich sind.
- Gefährliche Situationen gefahrlos simulieren, z. B. Bekämpfung eines Brandes mithilfe eines realen Feuerlöschers.
- Arbeitsabläufe und Prozesse simulieren.
- Lerninhalte darstellen, die „Motorik“ erfordern („Walk through“), z. B. kann ein angehender Schweißer in der virtuellen Realität risikolos und ressourcenschonend mehrfach hintereinander bestimmte Schweißvorgänge einüben.

Darüber hinaus eignet sich VR dafür, bestimmte Abläufe zur Routine werden zu lassen, da Verhaltensweisen mit dieser Technik beliebig oft trainiert werden können. Ein Beispiel hierfür ist die Simulation von Schülerverhalten wie Störungen im Rahmen der Lehrerausbildung. Wird eine angemessene Reaktion auf Unterrichtsstörungen in der virtuellen Realität trainiert, erhält die Lehrkraft Routine und Sicherheit für die Durchführung des Unterrichts.
Unsere Erkenntnis: VR und AR sind neue und derzeit sehr angesagte digitale Lernformate. Sie eröffnen viele neue Lernmöglichkeiten, die vorher nicht abgedeckt waren. Daher bieten sie die Chance, Lernen in Zukunft noch erfolgreicher zu gestalten. Sie stehen jedoch gleichwertig neben anderen digitalen Formaten wie Web-based Trainings oder Erklärvideos. Die Kunst liegt darin, aus den vorhandenen Schulungsformaten das für den jeweiligen didaktischen Zweck geeignete auszuwählen.
LEARNTEC Erkenntnis #2: Transferwirksamkeit macht Trainings erfolgreich
Damit Lernen erfolgreich ist, muss Training so gestaltet sein, dass das theoretisch Gelernte anschließend auch praktisch angewendet wird. Gleich zu Beginn ihres Vortrags „Was Trainings wirklich wirksam macht – 12 Stellhebel der Transferwirksamkeit“ konfrontierte uns Dr. Ina Weinbauer-Heidel jedoch mit einer schlechten Nachricht: Sie fand heraus, dass nur ca. 15 Prozent der Teilnehmenden eines Trainings das Gelernte anwenden – wenn das Training keine „Stellhebel der Transferwirksamkeit“ enthält. Etwa 70 Prozent der Teilnehmenden probieren es immerhin aus, lassen es aber wieder sein, und ca. 15 Prozent probieren erst gar nicht, das Gelernte anzuwenden.
Wie können wir also die Anzahl derer erhöhen, die das Gelernte erfolgreich am Arbeitsplatz umsetzen? Dr. Ina Weinbauer-Heidel hat uns gezeigt: Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es nicht nur eine richtige Vorgehensweise. Es gibt mehrere Maßnahmen, bei denen die Teilnehmenden selbst, die Organisation sowie das Trainingsdesign ansetzen können.
Auf Seiten des Trainingsdesigns steht neben der Erwartungsklarheit, der Inhaltsrelevanz und dem aktiven Üben, die sogenannte Transferplanung. Dies bedeutet, dass wir die Teilnehmenden die Anwendung des Erlernten möglichst kleinteilig planen sollten. Ein Beispiel dafür ist die Formulierung: „Kommende Woche werde ich an einer mindestens 20-minütigen sportlichen Aktivität am Dienstag um 18 Uhr im Fitnessstudio teilnehmen.“ Auf diese Weise wird dem Ziel „Ich möchte mehr Sport treiben“ eine konkrete Umsetzungsmöglichkeit hinzugefügt. Die Formulierung dieses „Mini-Steps“ trägt dazu bei, sein übergeordnetes Ziel auch wirklich zu erreichen. Neben einem konkreten Handlungsplan spielt darüber hinaus die Unterstützung durch Vorgesetzte eine entscheidende Rolle, um den langfristigen Transfererfolg zu sichern. Wichtig dafür seien vor allem die Anerkennung positiver Entwicklung und Wertschätzung von Weiterbildung. Kombiniert man mehrere Punkte erhöht sich der Transfererfolg auf bis zu 85 %.
Unsere Erkenntnis: Damit Teilnehmende möglichst viel aus einem Training mitnehmen und umsetzen, sollten alle Trainingsformate Übungen, relevante Inhalte, klare Formulierungen, was die Teilnehmenden erwartet, sowie konkrete Handlungsanweisungen enthalten. Auch die Teilnehmenden selbst und die Organisation müssen jedoch dazu beitragen, dass das Gelernte im Arbeitsalltag angewendet wird.
LEARNTEC Erkenntnis #3: Design Thinking schafft Innovationen, die zur Zielgruppe passen
Etwas nicht nur theoretisch kennen lernen, sondern aktiv anwenden – mit dieser Absicht besuchten wir den Workshop „Design Thinking – Moving from Theory to Application„. Hier wollten wir erfahren, wie uns diese Methode für unsere Arbeit helfen kann.
Ziel des Design Thinking ist es, möglichst viele Ideen zur Lösung einer konkreten Problemstellung hervorzubringen. Die Beteiligten folgen dabei einem strukturierten Prozess aus den hier dargestellten fünf Phasen:
Im Rahmen des Workshops durchliefen wir in Gruppenarbeit die ersten drei dieser Phasen. Ziel war es, einen Onboarding-Prozess im Unternehmen aufzubauen.
Phase 1: Ziel dieser Phase ist es, möglichst viel über die Zielgruppe herauszufinden. Dies kann durch Interviews oder Beobachtungen der Zielgruppe ebenso erfolgen wie durch die Entwicklung von Persona.
Im Workshop haben wir die fiktive Persona Emma erschaffen: Sie ist neu im Unternehmen und gehört somit zur Zielgruppe des Onboardings. Wir haben definiert, was sie sieht, hört, denkt, fühlt und tut. Unter anderem empfindet sie ihre Kollegen ihr gegenüber als ungeduldig.
Phase 2: In dieser Phase geht es darum, die Probleme zu definieren, die die Zielgruppe hat. Um zu vermeiden, dass schon die Lösung des Problems formuliert wird, empfiehlt es sich, Sätze beginnend mit „Wie können wir …?“ zu bilden.
Im Workshop haben wir beispielsweise mithilfe des Aspekts „ungeduldige Kollegen“ die Problemstellung: „Wie können wir Emmas Kollegen zu mehr Geduld und Hilfsbereitschaft motivieren?“ formuliert.
Phase 3: In der dritten Phase werden Ideen zur Lösung der Problemstellung entwickelt. Dabei geht es nicht darum, „die richtige“ Idee zu finden, sondern ein möglichst breites Feld an möglichen Lösungen.
Im Fall von Emma könnte dies zum Beispiel ein gemeinsamer Workshop mit den Kollegen sein.
Bei einem realen Projekt schließen sich Phase 4 und Phase 5 an. In diesen werden zum Testen und Veranschaulichen der Ideen erste Prototypen entwickelt und an der Zielgruppe getestet.
Unsere Erkenntnis: Design Thinking ist nicht die Lösung für alles. Es kann aber dabei helfen, eine möglichst breite Auswahl an Ideen zu entwickeln und eignet sich daher insbesondere für die Lösung größerer Fragestellungen, bei denen alle Beteiligten offen sind für das Ergebnis. Möchten Sie beispielweise ein Projekt starten, bei dem Sie noch nicht genau wissen, in welcher Form Sie Ihre Inhalte vermitteln können, ist Design Thinking eine gute Methode, um die Zielgruppe kennenzulernen und mit diesem Wissen ein nutzerorientiertes Angebot zu schaffen.
Wir freuen uns auf die LEARNTEC 2021!
Was machen andere E-Learning-Anbieter? Welche digitalen Lernangebote sind derzeit besonders gefragt? Und wohin geht die Reise des digitalen Lernens? – Die LEARNTEC haben wir genutzt, um uns mit Gleichgesinnten auszutauschen, Trends zu identifizieren und unser Wissen zu erweitern. Insbesondere die Konferenzvorträge ermöglichten uns vertiefende Einblicke in aktuelle Entwicklungen und neue Technologien im Bereich des Digital Learning. Daher steht für uns fest: auch die Messe im kommenden Jahr werden wir uns nicht entgehen lassen.
Haben Sie die LEARNTEC besucht? Welche Erkenntnisse nehmen Sie von ihr mit? Wir freuen uns über Ihre Erfahrungen, Meinungen und Anregungen. Hinterlassen Sie uns gerne einen Kommentar. Wir freuen uns auf Sie!