Digitale Weiterbildung: Diese 3 Entwicklungen erwartet die Branche
„Darum ist die Corona-Krise gut für die Digitalisierung“ oder „Coronavirus: Eine Chance für die Digitalisierung im Mittelstand“ – Schlagzeilen wie diese legen nahe: In Zeiten der Corona-Krise boomt die digitale Weiterbildung und die digitalen Bildungsunternehmen profitieren davon. Aber ist das tatsächlich so? Wie sieht das die Branche selbst? Und welche Entwicklungen erwartet sie?
Um genau das herauszufinden, hat das mmb Institut, ein unabhängiges und privates Forschungs- und Beratungsinstitut zum digitalen Lernen, im April 2020 eine Blitzumfrage unter den Anbietern digitaler Lernservices und -tools in Deutschland durchgeführt. Innerhalb von fünf Tagen gaben 64 E-Learning-Unternehmen ihr Feedback. Lesen Sie im Folgenden die Ergebnisse der Umfrage sowie unsere Einschätzung dazu.
Erwartung #1: Die Nachfrage nach Beratung und Content wird steigen
Zunächst wollte das mmb Institut wissen, welche längerfristigen Auswirkungen die E-Learning-Unternehmen für einzelne Geschäftsfelder erwarten. Hier sehen Sie die vier häufigsten Antworten der befragten Unternehmen:

(verändert nach © mmb-Institut GmbH, 2020)
Unsere Einschätzung:
Es liegt nahe, dass die E-Learning-Branche mit einer steigenden Nachfrage nach Beratungsdienstleistungen rund ums E-Learning rechnet: Schließlich halten die meisten Unternehmen berufliche Weiterbildung für notwendig, damit ihr Unternehmen langfristig erfolgreich ist. Gleichzeitig sind klassische Präsenzschulungen in Zeiten von Corona aber nicht möglich und es ist nicht absehbar, wann wieder Normalität einkehrt. Vor diesem Hintergrund forcieren viele Unternehmen die Digitalisierung und schauen sich nach digitalen Schulungsformaten um. Bei der Suche nach den passenden Lösungen können digitale Bildungsunternehmen beratend zur Seite stehen. Sie können helfen, eine auf den Bedarf zugeschnittene digitale Lernstrategie zu entwickeln. Natürlich sind sie auch gefragt, wenn es um die Erstellung digitaler Lerninhalte geht. Darüber hinaus kann die E-Learning-Branche Unternehmen Lösungen anbieten, mit denen diese selbst schnell und einfach E-Learning-Kurse erstellen können.
Erwartung #2: Der Trend geht zu einfachen und leicht zugänglichen E-Learning-Formaten
Außerdem fragte das mmb Institut, welche Anwendungen nach Einschätzung der E-Learning-Branche am meisten von der Corona-Krise profitieren werden, und welche eher an Bedeutung verlieren werden:

(verändert nach © mmb Institut GmbH, 2020)

(verändert nach © mmb Institut GmbH, 2020)
Unsere Einschätzung:
Als Hauptgewinner sieht die E-Learning-Branche Virtuelle Klassenräume bzw. Webinare. Das hat wahrscheinlich mehrere Gründe: Zum einen können Webinare die klassischen Präsenztrainings quasi 1:1 ersetzen. Und zum anderen ähneln Virtuelle Klassenräume von ihrer Funktion her Tools für Webkonferenzen, die von den Mitarbeitern im Homeoffice viel verwendet werden und sich bewährt haben. Diese Tools haben daher für die Teilnehmer entscheidende Vorteile: Sie sind leicht zugänglich und die Teilnehmer können sie ohne große Einarbeitung direkt verwenden und finden sich problemlos zurecht.
Auch Lernformate wie Videos oder Erklärfilme, Learning Nuggets und Mobile Anwendung werden nach Einschätzung der Branche von der Corona-Krise profitieren. Für diese Formate spricht, dass sie sich leicht umsetzen lassen und den Kunden folglich schnell zur Verfügung stehen. Zudem sind sie flexibel einsetzbar und können von den Teilnehmern jederzeit und ortsunabhängig angeschaut werden. Ein weiterer Vorteil kurzer und wenig komplexer Lernformate: Auch Nutzer, die Homeoffice und Kinderbetreuung koordinieren müssen, haben die Möglichkeit, immer mal wieder eine Lerneinheit abzuschließen.
Komplexe Formate wie AR oder VR Anwendungen oder Serious Games werden dagegen die Verlierer der Krise sein – so das Ergebnis der Umfrage. Diese Ansicht teilen wir, denn solche Formate sind aufwendig umzusetzen, teuer und in der Regel nicht komplett online durchführbar.
Erwartung #3: Berufliche Weiterbildung wird nachhaltig digitaler
Schließlich erfragte das mmb Institut noch die erwarteten Effekte auf die Digitalisierung des Lernens:

(verändert nach © mmb Institut GmbH, 2020)
Unsere Einschätzung:
Berufliche Weiterbildung wird von der Krise profitieren und nachhaltig digitaler – so die Prognose. Auch wir gehen davon aus. Seit dem Lockdown im März registrieren wir jedenfalls eine deutlich höhere Nachfrage nach E-Learnings und Webinaren auf den Lernplattformen, die wir für unsere Kunden betreuen. Wir denken, dass dieser Trend anhalten wird: Während der Corona-Krise haben viele Firmen zwangsläufig ihre Prozesse und Arbeitsabläufe digitalisiert. Jetzt bemerken sie, dass es besser funktioniert als gedacht. Auch wir bei ICON hätten uns noch Anfang des Jahres kaum vorstellen können, dass die Zusammenarbeit und Kommunikation dank digitaler Kollaborationstools im gemeinsamen Homeoffice sehr gut funktioniert. Wir nehmen an, dass sich dieser Effekt auch bei betrieblichem Lernen und Weiterbildung zeigen wird: Vorteile des digitalen Lernens wie räumliche und zeitliche Unabhängigkeit oder die Möglichkeit des wiederholten Betrachtens von Lerninhalten werden offensichtlicher als vor der Krise. Daher werden wahrscheinlich viele Unternehmen zukünftig verstärkt auf digitale Formen der Weiterbildung setzen.
Fazit
Insgesamt blickt die E-Learning-Branche optimistisch in die Zukunft: Sie geht davon aus, dass Unternehmen in der Corona-Krise die Digitalisierung stärker und schneller vorantreiben und entsprechender Bedarf an digitalen Schulungsmaterialien besteht. Daraus leiten sie einen steigenden Bedarf an Beratung ab. Unternehmen benötigen schließlich Experten, die sie begleiten und ihnen Orientierung unter den vielen verschiedenen E-Learning-Formaten und -Angeboten geben. Ebenso rechnet man mit einer zunehmenden Nachfrage nach digitalem Content insbesondere in Form von pragmatischen und leicht zugänglichen Anwendungen.
Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf die berufliche Weiterbildungsstrategie Ihres Unternehmens? Teilen Sie die Einschätzungen der E-Learning-Branche? Oder machen Sie gerade andere Erfahrungen? Wir sind gespannt auf Ihr Feedback.